KEINE FOTOS! – Fotoverbot für Journalisten auf Messen unsinnig
Auf Messen gibt es immer wieder Aussteller, die ihre Ausstellungsstücke gegen Fotografen verteidigen und ein Fotoverbot durchsetzen wollen. KEINE FOTOS steht da auf einem Zettel mit einem durchgestrichenen Fotoapparat, der an einem oder mehreren Ausstellungsstück(en) notdürftig befestigt wurde. Kaum kommt ein Fotograf ums Eck und bewegt seine Kamera vor sein Gesicht, stürzt ein Mitglied der Messestandbesatzung auf den Fotografen zu, um ihm das Fotografieren zu verbieten. Uns passierte das auf der diesjährigen Ambiente in Frankfurt gleich mehrfach.
Das geschieht auch unabhängig davon, ob der Fotograf sich als akkreditiertes Mitglied der Presse ausweisen kann oder nur eine Art Hobbyfoto gemacht werden soll. Selbst der Hinweis auf die Presse-Akkreditierung reichte nicht aus.
Die Angst, die zu diesem Verhalten führt, ist durchaus berechtigt. Werden doch jedes Jahr Messen dazu genutzt, die Neuheiten der Hersteller auszuspähen und zum Teil diese Neuheiten auch direkt nachzubauen. Nicht umsonst wird der Plagiarius, die Auszeichnung für die dreisteten Produktkopien, auch auf dieser Messe verliehen.
Und doch ist dieses Verhalten einfach unsinnig. Wenn ein neues Produkt so geheim ist, dass es niemand sehen darf, dann hat es auf dem „Präsentierteller“ Messestand nichts verloren. Es darf dann nicht als öffentlicher Blickfang auf den Stand gestellt werden.
Industriespionage auf Messen ganz normal
Man wird nicht jedes Foto verhindern können. In China gibt es für weniger als fünf Euro in Kugelschreibern versteckte Video- und Fotokameras. Die kann kein noch so aufmerksamer Fotoverhinderer entdecken – und schon ist das so geheime Produkt dann doch fotografiert und in China beginnt die Entwicklung einer Kopie. Vielleicht ist die Standbesatzung auch kurz abgelenkt? „Professionelle Industriespione treten in Gruppen auf – und da hat dann jeder seine Aufgabe“, weiß Messe-PR Experte Markus Burgdorf von Avandy, „die hebeln ein Foto-Verbot ganz einfach aus. Da ist das Schild KEINE FOTOS eher ein hilfreicher Hinweis, dass es sich genau dort lohnen könnte, die ausgestellten Produkte abzulichten.“
Fotoverbot durchsetzen: Neuentwicklung richtig platzieren
Will man die Neuentwicklung oder das neue Design trotzdem den Kunden oder ausgewählten Journalisten zeigen, dann baut man einen kleinen VIP-Präsentationsraum, in dem man das Produkt vor neugierigen Journalisten, Wettbewerbern und Passanten geschützt, nur ausgewählten Kunden im direkten Gespräch präsentiert. Einen solchen Raum, der auch für vertrauliche Gespräche jeder Art und Presseinterviews genutzt werden kann, sollte auf jedem Stand eingeplant werden. So kann man ein Produkt sogar besonders hervorheben und wertiger machen.
Manche Aussteller bauen auch einen geschlossenen Stand, zu dem nur Zutritt bekommt, wer eine Einladung vorzeigen kann. Das sollte aber auf Publikumsmessen die Ausnahme bleiben.
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„Man kann ein noch nicht ausreichend geschütztes Produkt durchaus auch auf eine Messe mitnehmen“, rät Markus Burgdorf, „allerdings muss man es tatsächlich in einem Extra-Raum ausstellen, der abschließbar ist und nur von vorher bestimmten Mitarbeitern zu betreten ist. Diese können dann Kunden in diesen Raum einladen.
Man kann diese Einladungen auch schon vor der Messe verschicken und legt als Gimmick den Schlüssel für das Schloss zum VIP-Neuheitenraum bei. „Man kann mit verschiedenen gestalterischen Maßnahmen diese VIP-Präsentation noch aufwerten, so Burgdorf weiter, sollte dann aber auch tatsächlich ein besonderes Produkt präsentieren, damit die VIP-Gäste nicht enttäuscht sind.
VIP-Behandlung auch für Journalisten
Journalisten sollte man also nicht am Fotografieren des Messestandes hindern, erst Recht nicht, wenn sie etwas fotografieren wollen, was über mehrere Tage offen auf dem Messestand sichtbar ist. Wenn man nicht möchte, dass das Produkt in der Presse gezeigt wird, stellt man es in den abgeschlossenen VIP-Raum (bitte ohne Türaufkleber VIP-Lounge).
Journalisten, die man schon länger kennt, kann man auch in den VIP-Raum lassen. Natürlich nur in Begleitung und mit dem Hinweis darauf, dass die dort ausgestellten Produkte noch nicht für die Öffentlichkeit freigegeben sind. Jeder Journalist, der diese vertrauensvolle VIP-Behandlung geniesst, wird sich auch daran halten und nicht über diese Neuheit berichten.
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